Besonders als Berufseinsteiger dürfte die folgende Situation bekannt vorkommen. Du wirst einem neuen Kollegen vorgestellt, weißt aber nicht, in welcher Position sich dieser befindet. Du fragst Dich, ob Du den Kollegen duzen oder siezen sollst. Dazu gibt es auch noch Mischformen wie das Siezen und die gleichzeitige Ansprache mit Vornamen. In kaum einem Land sind die Regelungen so kompliziert wie in Deutschland.
Anrede von Kollegen
Insbesondere, wenn Du neu in einem Unternehmen bist, solltest Du die Entscheidung über “Du” und “Sie” Deinen Kollegen überlassen. Entweder wählen diese ihre bevorzugte Anrede von selbst oder bieten Dir das “Du” an, sofern sie es möchten. Duzt Dich ein Kollege permanent, kannst Du auch das “Du” erwidern. Schwankt Dein Gegenüber zwischen “Du” und “Sie”, wirkt ein klärendes Gespräch oft Wunder. Sprich denjenigen einfach darauf an, dass Du Dir nicht sicher bist, wie Du ihn oder sie anreden sollst. Dann bekommst Du eine klare Antwort und es entstehen keine Missverständnisse.
Insbesondere ältere Kollegen bestehen oft auf dem “Sie”. Das ist keinesfalls eine Form von Zurückweisung oder mangelnder Anerkennung. Es ist im Gegenteil eher die Wahrung einer gewissen Form als Zeichen von Respekt. Zudem haben diese Personen nicht selten erlebt, dass ein junger Kollege den Respekt verloren hat, nachdem ihm das “Du” angeboten wurde.
Anrede von Vorgesetzten
In die gleiche Kerbe schlägt die Faustregel für Vorgesetzte. Sieze Deine Vorgesetzten! Selbst wenn dein Chef Dich Duzt, solltest Du solange beim “Sie” bleiben, bis Dir das “Du” ausdrücklich angeboten wird.
Bist Du selbst der Vorgesetze, ist es die beste Lösung Mitarbeiter ausschließlich mit “Sie” anzureden. Duzt Du bereits alte Kollegen, stellen diese natürlich eine Ausnahme dar. Zu allen anderen schafft es den nötigen Abstand, den Du als Chef brauchst. Sobald Du eine Ansage machen musst oder vielleicht Mitarbeiter zu entlassen sind, geht dies mit der respektvollen Distanz des “Sie” einfacher.
Einfluss der Unternehmenskultur auf die Anrede
Arbeitest Du in einem ausländischen Unternehmen oder Konzern, hat sich die Frage nach “Du” oder “Sie” oft von alleine erledigt. Denn in den Firmenrichtlinien ist eine Antwort nicht selten festgeschrieben. Viele amerikanische Konzerne pflegen beispielsweise eine Kultur der offenen Tür. Barrieren sollen überwunden werden. Dazu gehört auch das förmliche “Sie” im Deutschen. Selbst der Unternehmenschef duzt in solchen Unternehmen die Mitarbeiter an der Produktionslinie und umgekehrt. In diesem Fall kannst Du auch bisher unbekannte Kollegen bedenkenlos duzen.
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